Den Weg des Künstlers weitergehen…

Aschermittwoch, den 22.2.2023

Heute war ich um 13 Uhr mit einem Menschen verabredet, der viel auf dem Bau arbeitet und den ich wegen meiner Hütte etwas fragen wollte. Mein geliebter Ex-Geliebter hatte nämlich eine Säule durchgesägt, als er ein Loch für das Ofenrohr in die Holzwand sägte. Da ich nicht wusste, ob das eine tragende Säule ist, wollte ich nochmal eine Expertenmeinung einholen.
Und Hartmut war mit Bernd befreundet, der mir inzwischen ein lieber Freund geworden war, und so dachte ich, er wäre supergeeignet, um ihn um seine Meinung in Bezug auf die durchsägte Säule zu befragen.
Denn mein lieber Ex-Geliebter sprach beim letzten gemeinsamen Fahrradausflug davon, dass ich außen eine neue Säule hinstellen könne und etwas von 28 Millimetern, die die Wände dick wären, was sicher reichen würde, um die Wand zu stabilisieren. Als ich von den 28 Millimetern hörte, wurde mir jedoch ganz mulmig und ich wollte unbedingt jemanden Fragen, der mehr Ahnung wie ich hat.
Ich hatte beim Neujahrstreff im Schloss letzten Donnerstag schon einen Mann gefragt, von dem ich gehört hatte, dass er auch solche baulichen Tätigkeiten durchführt, doch er hatte scheinbar nur wenig Zeit, sprich es war innerhalb der Woche zu keinem Treffen und auch zu keinem konkreten Termin gekommen, so dass ich überaus dankbar war, dass Hartmut, den ich erst am Sonntag zum ersten Mal kontaktiert hatte, bei meinem gestrigen Anruf gleich für heute Mittag den Termin vereinbart hatte.
Und noch dazu kam er genau in dem Moment angefahren, in dem auch ich um die Ecke bog, um zum gemeinsamen Treffpunkt zu laufen. Als er mich sah, verzog er keine Miene und ich überlegte krampfhaft, was ich mit ihm reden könnte, um seine Miene aufzuheitern, nachdem ich mich in seinen halb ausgebauten Transporter gesetzt hatte.
„Ich bin zwanzig Jahre LKW gefahren“, erfuhr ich, als ich ihm schilderte, dass ein steiler Schotterweg zu meinem Grundstück führte und ich nicht wusste, ob ich es ihm zumuten könnte. Das hieß, er wollte gerne hochfahren, denn ich hatte ihm angeboten, den Wagen unten stehen zu lassen und die 15 Minuten hochzulaufen.
Er brauchte keine fünf Minuten, um die Sache zu beurteilen. „Nein, das ist kein Problem. Die Hütte trägt sich selbst. Du kannst die Säule vergessen.“
Als ich mich von ihm verabschiedete und er mein Angebot, ihm etwas Geld für seine Bemühungen zu geben, ausschlug, hatte ich es direkt geschafft, ihm ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Wie weiß ich nicht, aber es war das erste Mal, dass ich ihn an diesem Tage lächeln sah, und das freute mich sehr!
Mein geliebter Ex-Geliebter kam dann auch noch, um am Loch für den Schornstein weiterzusägen, denn es fehlte noch die hintere Seite. Ich gab den Vögeln Vogelfutter und kehrte die Mäusekäckel weg, die mittlerweile überall zu finden waren. Außerdem machte ich da sauber, wo die Mäuse das Vogelfutter verschmaust und die Schalen der Sonnenblumenkerne liegen gelassen hatten.
Diesmal hatten sie noch ein Putztuch angefressen, das nicht komplett aus Mikrofaser war, denn die Mikrofasertücher ließen sie seltsamerweise ganz. So ähnlich war es mit den Spülschwämmen. Da hatten sie es besonders auf einen natürlichen Topfreiniger abgesehen und ihn in viele kleine Fasern zerrupft, während sie einen weiteren künstlichen Spülschwamm links liegen ließen. Gourmet-Mäuse!
Ich ließ mich dann von meinem früheren Verehrer im nächsten Städtchen absetzen und kaufte dort in einem Spezialgeschäft für Tierbedarf eine Lebendfalle. Denn die Mäuse breiten sich einfach immer mehr aus, vor allem auch auf meinem Sofa, auf dem letztes Mal nicht nur ganz viele Mäusekäckel zu finden war, sondern es auch so stark nach Mäusepisse roch, dass ich gar nicht mehr dort übernachten wollte. Ich hatte vorgezogen, das Extrabett zu nehmen.
Jetzt bin ich gerade am Überlegen, ob ich mir einen Zwerghamster zulege oder ob ich die Maus einfange und sie im Käfig halte. Als ich meinem Ex davon erzählte, meinte er, er würde doch lieber einen Zwerghamster nehmen.

Mobilfalt

Ich hatte noch etwas zu erledigen, was schon seit längerer Zeit darauf wartete, erledigt zu werden. Es gab in meinem Ort einen Nahverkehrsservice, bei dem man sich sehr günstig ein Taxi nehmen konnte. Man musste nur angemeldet sein und das wollte ich heute in der Touristeninformation nachholen. Es lief alles glatt und ich bekam auch gleich einen vorläufigen Ausweis ausgehändigt.
Endlich gelang es mir auch, den neuen Foodsharing-Verteiler in inspizieren, der nur bis 20 Uhr abends zugänglich ist, allerdings gab nichts, was für mich von Interesse gewesen wäre. Aber ich finde es eine tolle Einrichtung.
Inzwischen war es dunkel geworden und ich streifte durch das Unigelände und entdeckte eine Bibliothek, in der der Eingangsbereich beleuchtet war. Als ehemalige Bibliothekarin fühlte ich mich sofort dort hingezogen und nachdem ich ein paar Poster zu Veranstaltungen abfotografiert hatte, versuchte ich, die Tür zu öffnen. Siehe da, sie war offen.
Mit einem „hallo, ich bin auch Bibliothekarin, allerdings im Ruhestand“, begrüßte ich die Dame des Hauses, die an einem mit Bücherstapeln überquellenden Schreibtisch saß. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und ich erfuhr, dass ich sowohl diese als auch eine weitere Bibliothek, auch ohne eingeschrieben zu sein benutzen dürfe, obwohl die Öffnungszeiten dieser Bibliothek offiziell nur bis 13 Uhr sind, „aber ich bin oft den ganzen Nachmittag da und wenn ich da bin, können Sie auch reinkommen.“
„Das klingt ja super, denn ich kann zuhause irgendwie nicht arbeiten. Früher bin ich viel in Bibliotheken gegangen. Das könnte ich ja jetzt auch wieder tun…“
„Klar.“
Heute wollte ich die sechseinhalb Kilometer nach Hause laufen, da ich mich ja jeden Tag gerne so an die zwei Stunden bewege. Als ich an der Bushaltestelle ankam und gerade schauen wollte, wann der Bus kommen würde, sprach mich ein ausländischer Mitbürger an. Er zeigte auf den Fahrplan und ich konnte unschwer erkennen, dass der letzte Bus für heute vor nicht allzu langer Zeit abgefahren war – nichts zu machen. Ich fragte auch die nächsten Busfahrer, die vorbeikamen und sie verwiesen mich auf den Nahverkehrsservice, für den ich mich gerade frisch angemeldet hatte.
Ich kannte mich ja mittlerweile ein wenig aus und so füllte ich die Formulare online mit dem jungen Mann aus, dessen Frau auf der Bank in der Bushaltestelle saß. Wir wechselten dann die Haltestelle und ich rief für ihn den Taxiservice an, der in einer Stunde kommen würde und er war unendlich dankbar. Auf dem Weg hatte er mir erzählt, dass sie eigentlich aus Hamburg seien und hier Urlaub machen würden. Sie kamen gerade an. Zum Dank legte er die Hand auf sein Herz. Das ist eine Handbewegung, die sehr typisch für Moslems ist und die ich sehr mag, denn für mich ist das Herz der Sitz Gottes.
Er kam mir dann sogar noch hinterhergelaufen, nachdem ich mich verabschiedet hatte, und brachte mir eine Tafel Schokolade! Echt lieb. Und ich hatte mal wieder ein gutes Werk getan so, wie ich es früher oft getan hatte. Und gute Werke tun, das tut immer wieder gut und erfreut regelrecht das Gemüt!
Es macht mir nichts aus, im Dunkeln zu laufen. Ich bin ja auch mit allerlei Stirnlampen ausgerüstet, die ich normalerweise beim Fahrradfahren benutze. Rot hinten und weiß vorne. Als ich im drei Kilometer entfernten Nachbardorf ankam, stöberte ich im Bücherschrank der Telefonzelle, die voller Regale mit zu verschenkenden Büchern war. Ich fand so einige interessante Titel und nahm sie kurzerhand mit, obwohl sie nicht so leicht zu tragen waren. Zum Glück hatte ich eine stabile Tasche dabei.
Ich merkte, was für ein Unterschied es doch ist, ob man läuft oder Fahrrad fährt. Wenn ich Fahrrad gefahren wäre, hätte ich nicht an der Büchertelefonzelle angehalten und nach Büchern geschaut. Wenn man läuft, macht man so etwas viel eher. Ich hätte auch nicht die Bibliothek entdeckt und wäre schon gar nicht in sie hinein gegangen und hätte mit der Bibliothekarin geplauscht.
So war ich ganz begeistert vom Verlauf dieses wunderbaren Tages, eines Tages voller kleiner Wunder, so wie ich es liebe.
Zuhause machte ich mir eine Gemüsepfanne mit meinem containerten Gemüse und freute mich über den mich sehr erfüllenden Tag.
Jetzt werde ich Euch aber auch noch verraten, woher es kommt, dass meine Tage wieder schöner und erfüllender werden.

Julia Camerons „Den Weg des Künstlers weitergehen“

Ich hatte Anfang Januar in der spirituellen Lebensgemeinschaft, die nur zwei Kilometer von meinem Zuhause entfernt ist, einen Gast aus Norddeutschland kennen gelernt, die im selben Jahr wie ich den Weg des Künstlers von Julia Cameron angefangen hat, nämlich im Jahre 2004. „Ich brauchte damals eineinhalb Jahre“, erzählte sie mir, während ich das Buch in drei Monaten durchgearbeitet hatte. Ich hatte allerdings nicht alle Übungen gemacht, sondern mir jeweils ein paar Übungen ausgesucht, die mich angesprochen hatten.
Aber: Ich habe ganz lange täglich drei Seiten Morning Pages geschrieben, nicht immer am Morgen, sondern oft am Abend, aber ich habe sie geschrieben. Irgendwann habe ich jedoch damit aufgehört und nur noch ein relativ kurzes Tagebuch geführt. Übrigens ist mein ganzer Vagabundenblog aus diesen Tagebuchaufzeichnungen entstanden. Ich habe auch mehrere Bücher danach geschrieben. Nur eines habe ich bisher veröffentlicht. Zwei weitere sind auf scribd.com zu finden.
Auf jeden Fall wollte ich mir schon sehr lange das Nachfolgebuch von Julia Cameron kaufen und habe es nie gemacht, bis ich Cornelia jetzt im Januar kennenlernte. Sie gab mir den Impuls, das wirklich zu tun. Und dann habe ich ein paar Aufgaben daraus gemacht – mit durchschlagendem Erfolg!
Ich habe zum Beispiel eine Liste gemacht mit zwanzig kleinen, kreativen Ideen, die ich leicht umsetzen könnte und gleich die zweite Idee umgesetzt, indem ich Pflanzen umgetopft habe. Das war mir schon seit Monaten ein Bedürfnis, aber jetzt durch diese Übung hatte ich die Kraft, es ganz leicht und wie selbstverständlich in die Tat umzusetzen. Phantastisch!
Also: Ich kann Euch Julia Camerons „Weg des Künstlers“ und auch den zweiten Band nur wärmstens empfehlen. Für mich ist es die Basis für meine kreativ künstlerische Art und Weise zu leben und das Leben zu lieben. Ich habe es eine Zeitlang ohne probiert und das war für mich kein Leben.

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